Ruhig ging ich in mein Zimmer und versucht keinen Laut und kein Geräusch von mir zu geben. Seit Tagen hatte ich da so ein Verdacht und heute wollte ich diesem auf den Grund gehen. Nennt mich verrückt, doch wenn man mit meinen Bruder zusammen lebte, der eigentlich nie Interesse an einem zeigte und auf einmal fragen stellte - Wie es einem denn ginge oder Was die Schule denn machen würde – dann begann man misstrauisch zu werden. Jedenfalls ich! Es ist nicht so, dass ich meinen Bruder nicht lieben würde, aber ich kenne ihn halt und dieses Verhalten machte keinen Sinn.
Als ich meine Tür erreicht hatte und sie leise öffnete, erblickte ich einen Schatten. Etwas kniete hinter meinem Bett und schien etwas zu suchen. Hatte ich Recht? Langsam ging ich um mein Bett herum. Von draußen her erhellte nur der Schein des Mondes diese Szenerie und es hauchte alles in ein Bläuchen Ton. Fast schon unheimlich…verschreckend oder eher seltsam.
Schon als Kind liebte ich die Natur und deren Farben. Zwar bin ich Farbenblind, wenn es darum ging Bilder zu zeichnen, doch ich genoss gute Bilder und genoss seltsame Szenerien, wie diese, von der ich euch berichte.
„Hast du es gefunden?“, fragte ich kühl und hob gelassen eine Augenbrauche. Wie von einem Vampir gebissen, sprang mein Bruder schreinernd auf und sah mich verdutzt an. „Und komm jetzt bloß nicht mit der Geschichte über dem Monster und meinen Bett, Alter“, fügte ich noch hinzu. Mein Bruder war nun 14 Jahre alt und verhielt sich bei Ausreden noch immer wie 8. Langsam musterte ich ihn und entdeckte, dass er etwas hinter seinen Rücken hielt. „Muss ich dir erst eine reinhauen oder zeigst du mir Freiwillig, was du hinter deinem Rücken hast?“, stellte ich eine rhetorische Frage. Mein Bruder holte die Hand hervor und zeigte mir das Buch. Es war eine Kurzgeschichtensammlung von mir. Meine Werke, die er einfach so genommen hatte. Ich meine ja nicht, dass es nun den Weltuntergang bedeuten würde, aber trotzdem hätte mein werter Bruder fragen können. Nickend nahm ich ihm das Buch ab.
„A…Allan, ich mag diese Geschichten und das weißt du“, verteidigte er sich und ich lächelte ihn warm an. „Und warum hast du nicht gefragt, Norman?“, fragte ich und musterte meinen Bruder. „Ich hatte Angst, man. Du bist in letzter Zeit so komisch, weißt du. In Baltimore hattest du dich jeden Tag mit deinen Freunden getroffen und ihr hatten Spaß gehabt, aber hier…“.
Er schmiss das Buch auf das Bett und unterbrach meinen Bruder: „Aber wir wohnen hier erst seit ein paar Tagen, Bruder. Denkst du, dass ich gleich hundert Freunde habe, nur weil wir in einer Stadt gehen? Ich meine, ich war sogar von der Schule befreit, Alter, also komm mal runter!“. Obwohl die Worte an sich sehr hart schienen, hatte ich sie einer so sanften Stimme gesagt, dass er nicht beleidigt war, nein, er nickte sogar. „Sorry, man, ich hab mir nur Sorgen gemacht“, murmelte er und ich nahm ihn in den Arm. Noch so eine Sache, die wir nie gemacht hatten. Was war nun los? Gehörte es zum Erwachsenwerden dazu, dass der kleine Bruder nicht mehr nervte, sondern einem Leid tat. Ich wusste es nicht und um ehrlich zu sein, heute weiß ich es auch nicht!
Ruhig griff ich nach dem Buch und gab sie ihm. Er lächelte mich ruhig an und nahm es entgegen. „Dir ist klar“, meinte ich, „Wenn damit irgendwas passiert, dann muss ich dich killen, oder?“. Wir beide konnten nicht mehr und mussten Lachen. Das erste Mal im neuen Haus, dass wir beide lachten und es tat gut, sehr sogar. „Was willst du denn machen?“, fragte er kichernd und ich antwortete ihm, ebenfalls kichernd: „Vielleicht ein Vampir werden und dir dein Blut aussaugen?“. Wir beide lachten noch mal laut auf. „Vampir, na klar“, meinte er und wischte sich eine Träne weg, „So ein Schwachsinn! Sag doch gleich, dass du ein Lykaner werden willst“. Ja, es war halt einfach nur Dumm an solche Kreaturen zu glauben, denn es gab sie nicht. Jedenfalls dachte ich das!
„Ich wollte mir die Stadt ansehen“, meinte ich dann zu meinen Bruder, „Kommst du mit?“.
Norman schüttelte den Kopf. „Nein man, ich les noch was und wird dann sehen, was ich mache. Müssen ja nicht dauerhaft zusammen sein, Allan. Nicht dass da noch Gerüchte aufkommen!“, meinte Norman und Allan kam, die Lippen ableckend, näher. „Gerüchte?“, fragte er nach, „Küss mich Bruderherz und mach meine Seele glücklich“. Erneut begannen wir beide zu lachen und Norman boxte mich noch sanft gegen die Schulter, dann ging er.
Ich jedoch hatte mir fest vorgenommen durch die Stadt zu gehen und sie mir genauer anzusehen…
Meine erste Begegnung, tiefer in das Stadtgeschehen hinein, begann im Mystic Grill. Es schien ein keines Restaurant zu sein oder so was in der Art. Ich war stundenlang durch die Stadt gelaufen und hatte hier und dort interessante Sachen gesehen. Mal abgesehen davon, dass dieser kleine Ort wirklich schöne Frauen hatte. Ja, es war sehr belebend in einem Ort zu wohnen, der von Frauen nur so wimmelte. Klar, man könnte mich jetzt pervers, dumm oder männlich nennen, doch….nein, man sollte mich pervers, dumm oder männlich nennen. Breit grinsend betrat ich das Lokal.
Es war wirklich sehr altmodisch eingerichtet, doch hatte dieser Stil eine gewisse Wirkung. Vielleicht waren es die Tische, doch mich übermannte eine Lust aufs schreiben. Ja, ich begann kreativ zu werden.
Ruhig suchte ich mir einen Tisch und zog mein Notizbuch hinaus. Langsam schrieb ich an meiner Gesichte weiter. Es war, als würde mir dieser Ort hier eine besondere Kraft geben, denn ich schrieb sehr viel und sehr schnell, jedoch war es sehr gut. Klar, es klang nun etwas eingebildet, aber so war es halt.
„Darf es was sein, Süßer“, riss mich eine Stimme aus meiner Geschichte. Ich sah die Kellnerin kopfschüttelnd an und sie ging wieder. Erst jetzt bemerkte ich meinen Nebentisch. Einige Jungs saßen dort. Natürlich drang in mir das Bedürfnis mich mal vorzustellen, aber ich war hin und her gerissen. Entweder ich schrieb die Gesichte zu Ende oder ich traf einige neue Leute und vielleicht neue Freunde.
Einer dieser Jungen schien sehr eingebildet, denn er sprach davon, wie er eine Frau ausgenutzt hatte. Von den anderen wurde er Tylor genannt und ich wusste schon jetzt, dass ich dieses Typen nicht leiden konnte. Klar, es gab immer solche Leute, doch ich mochte es nicht. Die anderen Jungs schienen an seinen Lippen zu kleben. Dumme Kinder, zwar scheinbar in meinem Alter, aber sie waren trotzdem dumm!
In meiner Vergangenheit hatte ich auch schon so ein paar Frauen ausgenutzt, denn so was passierte nicht immer Bewusst. Manchmal war man blind und erkannte nicht, dass man geliebt wurde, sondern erfreute sich, dass jemand alles für einen machte. Ja, das Ausnutzen an sich war mir geläufig, doch hieß ich das nicht gut. So etwas bewusst zu machen war einfach nur abartig. Egal, schoss es mir in die Gedanken, ich habe etwas anderes zu tun. Ja, das hatte ich wirklich. Ruhig schrieb ich den Schluss meiner Geschichte. Die Jungs würde ich schon noch an einem anderen Tag kennen lernen.
Ruhig stand ich auf und ging…